Der Kampfpanzer Leopard

 

Die bei in der Anfangszeit der Bundeswehr eingeführten amerikanischen Kampfpanzer M 47 und M 48 entsprachen nur sehr unzureichend den deutschen Forderungen. Deshalb begann man schon 1956 mit der Entwicklung eines neuen Standardpanzers für die Bundeswehr. Dieser sollte vor allem sehr beweglich sein, während die Bewaffnung und die Panzerung nur sekundäre Bedeutung haben sollten, aber trotzdem auf dem neuesten Stand der Technik sein mussten.

Die gesamte Entwicklungsgeschichte des Leopards ist sehr umfangreich und vielschichtig, deshalb sollen hier nur die wesentlichen Entwicklungsschritte hin zum Leopard und seine Merkmale verdeutlicht werden.

 

Die Forderungen an den neuen Kampfpanzer waren seinerzeit als besonders hoch einzuschätzen:

  

Gefechtsgewicht:

30 t

Leistungsgewicht: 

30 PS/t

Breite: 

3,15 m

Geschwindigkeit:  

65 km/h

Bewaffnung:

BK 105 mm und zwei MGs

Motor:

Vielstoffmotor mit geringem Verbrauch

Fahrbereich:

350 km

Im Juni 1957 beschlossen Deutschland und Frankreich ein Militärabkommen, dem 1958 auch noch Italien beitreten sollte, über die gemeinsame Entwicklung eines mittleren KPz unter den oben genannten Forderungen. Am 06.05.1959 wurden die Verträge zum Bau der Prototypen mit den Arbeitsgruppen A und B und der DEFA abgeschlossen. Die Arbeitsgruppe A bestand aus den Firmen Porsche, Atlas–MAK und Jung–Jungenthal, während die Arbeitsgruppe B aus den Firmen Ruhrstahl, Rheinstahl–Hanomag und Rheinstahl–Henschel bestand. Die meisten dieser Firmen hatten, wenn auch unter anderen Namen, schon im 2. Weltkrieg hervorragende deutsche Panzer produziert.

Dazu kam noch die DEFA, die Gruppe des französischen Verteidigungsministeriums.

Im Januar 1961 war die Entwicklung der Prototypen so weit fortgeschritten, dass diese an das Verteidigungsministerium abgeben wurden und die umfangreiche Vergleichserprobung erfolgen konnte. Die Erprobung der deutschen Prototypen dauerte bis April 1962, die des französischen Prototyps bis Ende 1963. Gleichzeitig wurde im September 1960 mit der Fertigung der Prototypen II begonnen. Die Prototypen II hatten ein stärkeres Triebwerk ( 830 PS anstelle von 600 PS ), eine verstärkte Panzerung (Gewicht 39 t) und eine um 10 cm breitere Wanne. Die Erfahrungen, welche mit den Prototypen I gesammelt wurden, flossen dabei direkt in die Entwicklung der Prototypen II ein. Während der Erprobung wurde aufgrund von technischen Schwierigkeiten und Ersparnisgründen auf eine weitere Entwicklung der Prototypen der Arbeitsgruppe B verzichtet und nur noch die Prototypen der Arbeitsgruppe A weiterentwickelt. Ab September 1962 erfolgte in Zusammenarbeit mit der Panzertruppenschule in Munster der Truppenversuch mit insgesamt 17 Prototypen II der Arbeitsgruppe A. Nach einigen Änderungen, insbesondere der Einbau eines Entfernungsmessers anstatt eines Einschieß–MG, wurde dann der Prototyp II zusammen mit dem neuen Kanonenjagdpanzer am 11.07.1963 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Noch während der Erprobung hatte der Verteidigungsausschuß des Bundestages den Bau von 50 Vorserienfahrzeugen genehmigt. Diese wurden ab August 1963 mit dem französischen Standardpanzer, welcher inzwischen die Bezeichnung AMX 30 erhalten hatte, verglichen. Bei diesem Vergleich konnte sich der deutsche Standardpanzer deutlich gegenüber dem AMX 30 durchsetzen. Aufgrund der Änderung der französischen Verteidigungspolitik, wobei ab 1965 keine Geldmittel mehr für den Panzerbau zur Verfügung standen, aber in Deutschland die M-47 KPz dringend ersetzt werden mussten. entschied man sich in Frankreich und Deutschland, beim Bau des Standardpanzers wieder jeweils eigene Wege zu gehen. Am 01.10.1963 wurde der nun Leopard genannte Standardpanzer erneut der Öffentlichkeit vorgestellt und am 9. September 1965 erfolgte die Übergabe der ersten Serienfahrzeuge an die Truppe. Die Bezeichnung Leopard wurde aufgrund der guten Beweglichkeit des Standardpanzers gewählt und knüpfte direkt an die Namensgebung der Kampfpanzer in der Wehrmacht (Panther, Tiger, und Königstiger) an. Insgesamt wurden vom ersten Typ des Leopards bis 1970 1845 Stück produziert. Noch heute nutzen drei PzBtl der Bundeswehr den Leopard 1, wenn auch in der stark verbesserten Form Leopard 1 A5, jedoch werden diese im Jahr 2003 komplett außer Dienst gestellt, bzw. durch Leopard II ersetzt.

Bewertung des Leopards

Der Leopard war eine bedeutende Entwicklung - nicht nur für Deutschland sondern auch für den internationalen Panzerbau. Oft wurde der Leopard dabei auch als Nachfolger des Panthers der Wehrmacht bezeichnet. Durch seine sorgfältige Erprobung erwies er sich als sehr zuverlässig und wartungsarm. Im folgenden sollen die klassischen Merkmale: Feuerkraft, Beweglichkeit und Schutz des Leopard dargestellt werden.

Feuerkraft

Mit seiner 105 mm Bewaffnung lag der Leopard auf internationalen Standard und mit seinen Zieleinrichtungen ermöglichte der Leopard sehr gute Schießleistungen, wobei die Bedienung unkomplizierter als im M-48 war. Dem Kommandanten stand ein Rundumblickperiskop zur Beobachtung des Gefechtsfeldes zur Verfügung, während der Richtschütze über einen Mischbild–Entfernungsmesser verfügte.

Die britische 105 mm Kanone war ein erster Schritt in Richtung NATO - Standardisierung. Die Kanone wurde z.B. auch im amerikanischen M-60, im britischen Centurion und im schwedischen S–Tank benutzt. Sie verfügte über einen gute Durchschlagskraft, bei sehr geringer Streuung.

Beweglichkeit

Sein starker Motor in Verbindung, mit einem ausgezeichneten Fahrwerk und dem im Vergleich zu den amerikanischen  Panzern geringen Gewicht, machten den Leopard zu einem außerordentlich beweglichen Fahrzeug und mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 70 km/h zum schnellsten mittleren Panzer seiner Zeit. Durch seinen Vielstoffmotor konnte der Verbrauch auf 180 l/100 km auf der Straße gesenkt werden. Wie groß der Fortschritt gegenüber dem M-48 war, welcher für die gleiche Strecke noch 600 Liter benötigte, wird dadurch mehr als deutlich. Durch seinen geringen Verbrauch konnte der Leopard auf der Straße einen Fahrbereich von 530 km erreichen. Dieser Fahrbereich entsprach endlich den Forderungen, welche an einen Panzer im Atomkrieg gestellt wurden. Des weiteren wurde die Beweglichkeit des Leopards durch seine Möglichkeit der Unterwasserfahrt ( bis zu 4 m ) verbessert. Diese war nach einer Umrüstungszeit von nur 10 Minuten möglich.

Schutz

Wie bereits erwähnt lag das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung des Leopards auf einer hohen Feuerkraft in Verbindung mit hoher Beweglichkeit. Hierdurch musste das dritte Kriterium, der Schutz, etwas vernachlässigt werden. Die Panzerung wurde beim Leopard bewusst niedrig gehalten, weil man zum einen Gewicht sparen wollte und zum anderen die Geschosse sowieso alle damaligen Panzerungen durchschlagen konnten. Viel wichtiger war der Schutz gegen ABC–Waffen, welcher im Leopard durch einen luftdichten Kampfraum in Verbindung mit einer ABC–Schutz- und Belüftungsanlage erreicht wurde. Sie ermöglichte den Kampfraum hermetisch gegen die Außenwelt abzudichten und mit gefilterter Luft zu versorgen. Dank dieser Belüftungsanlage war es dem Leopard möglich, verseuchtes oder vergiftetes Gelände ohne Schaden für seine Besatzung zu durchfahren.

 

Die Leistungsmerkmale des Leopards machten ihn im internationalen Vergleich zu einem der besten Panzer seiner Zeit. Wie fortschrittlich seine Entwicklung war zeigt sich daran, dass er noch heute neben dem Leopard II als Standardpanzer der NATO angesehen werden kann. So nutzen heute neben der Bundesrepublik Deutschland, Italien, Griechenland, die Türkei, Kanada, Australien, Norwegen, die Niederlande, Belgien und Dänemark den Leopard 1. Des weiteren diente der Leopard in der Bundeswehr zum Aufbau einer ganzen „Panzerfamilie“ um den logistischen Aufwand zu verringern. Zu dieser „Panzerfamilie“ gehören der Bergepanzer 2, der Brückenlegepanzer Biber, der Pionierpanzer Dachs und der Flakpanzer Gepard.

Mit dem Leopard erhielt die Panzertruppe der Bundeswehr endlich ein sehr leistungsfähiges Fahrzeug, welches damit allen Forderungen auf dem modernen Gefechtsfeld gerecht wurde. Die Tradition des deutschen Panzerbaus wurde mit dem Leopard sicher fortgesetzt, aber im Leopard den direkten Nachfolger des Panthers zu sehen wird dem Leopard eher nicht gerecht. Zu weit war in den letzten 20 Jahren die Panzerentwicklung fortgeschritten, um große Parallelen zwischen diesen Panzern zuzulassen.

 

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