Der Kampfpanzer M-47 „Patton“

Die Entwicklung des M-47 lässt sich bis ins Jahr 1944 zurückverfolgen, als man mit dem Bau des M-26  „Pershing“ begann. Dieser KPz wurde als direkte Antwort auf die schweren deutschen Panzer vom Typ Panther und Tiger gebaut. Der M-26 sollte bei gleichem Schutz, eine bessere Bewaffnung erhalten. Das Kaliber seiner Bordkanone betrug deshalb 90 mm und war durchaus mit der deutschen 88 mm Kanone des Tigers vergleichbar, wenn sie auch nicht überlegen war. Einen völlig neuen Weg ging man beim Bau des Fahrwerks. Anders als noch bei seinem Vorgänger, dem M-4 „Sherman“, hatte der M-26 nunmehr ein fortschrittliches Rollenlaufwerk mit Drehstabfederung. Dieses Fahrwerk war zwar nicht ganz so effektiv in der Dämpfung, wie die deutschen Schachtellaufwerke, jedoch erheblich einfacher in der Konstruktion und Wartung. Am ehesten lässt sich das Fahrwerk zu dieser Zeit mit dem Fahrwerk des russischen Josef Stalin III vergleichen. Das größte Problem des M-26 war die zu geringe Motorleistung von nur 450 PS, womit viel von seiner Beweglichkeit verloren ging. Mit Sicherheit war aber der M-26 für den amerikanischen Panzerbau ein bedeutender Schritt nach vorne. Nur wenige M-26 wurden noch im Zweiten Weltkrieg in Europa eingesetzt, wo sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegenüber den deutschen Panzern bewährten.

Nach dem Krieg wurde die amerikanische Panzertruppe stark verringert und die Entwicklung weiterer leichter, mittlerer und schwerer Panzer zwar gefordert, aber nur mit der Entwicklung des leichten Panzers, dem T-37, wurde begonnen. Der leichte Panzer war dabei noch der unwichtigste Panzer dieser drei Panzertypen. Im Wesentlichen beschränkte sich die US–Army darauf, Baugruppen wie z.B. Motoren oder Getriebe zu entwickeln, welche zur rechten Zeit in einen neuen KPz eingebaut werden sollten. Erst 1948 begann man mit der Modernisierung der M-26 zum M-46, wobei es sich allerdings nicht um einen Neubau handelte. Vielmehr wurde nur das Fahrgestell durch den Einbau eines neuen Motors (720 PS), eines neuen Getriebes und einiger weiterer Teile verbessert. Der Turm und die Bewaffnung wurde weitgehend unverändert vom M-26 übernommen. Somit stand der US–Army zu Beginn des Koreakrieges nur ein leicht verbesserter KPz aus dem  Zweiten Weltkrieg zur Verfügung.

Die M-26 und M-46 konnten es zwar leicht mit den Nordkoreanischen T 34 / 85 aufnehmen, aber insgesamt zeigte sich, dass man für einen kommenden Krieg schnellstmöglich einen neuen mittleren KPz benötigen würde. Freilich hatte man mit der Entwicklung des neuen mittleren KPz unter der Bezeichnung T-42 schon 1948 begonnen, der erste Prototyp dieses KPz wurde jedoch erst nach Ausbruch des Koreakrieges fertig. Er war aber bei weitem noch nicht für eine Serienfertigung ausgereift. Am weitesten entwickelt war noch der Turm des T-42, weshalb man zu einer weiteren Notlösung griff, indem man den Turm des T-42 auf die bewährte Wanne des M-46 setzte. Somit war der M-47 „Patton“ geboren.

Obwohl die Serienfertigung des M-47 noch sofort Mitte 1951 erfolgte, kam der M-47 für den Koreakrieg zu spät. Insgesamt wurden 8576 M-47 bis 1953 gefertigt, welche bis Mitte der 50er Jahre also nur zwei bis vier Jahre die Hauptausrüstung der US–Panzerverbände in Europa darstellten. Welchen Wert die US–Army dem M-47 zugestand, sieht man auch darin, dass von den 8576 M-47 nur ca. 600 an die US–Army gingen. Alle weitere M-47 wurden an NATO Partner exportiert, darunter selbstverständlich auch die Bundeswehr.

 

Der M-47 „Patton“ bei der Bundeswehr

 

Am 19.01.1956 erfolgte in Andernach die Übergabe der ersten M-47 KPz an die Bundeswehr. Insgesamt wurden 1100 M-47 bis März 1957 an die Bundeswehr übergeben. Dabei war es für die Bundeswehr vorteilhaft, dass die US–Army bereits 1955 mit der Umrüstung ihrer Panzerverbände vom M-47 auf den M-48 begann. Hierdurch konnten die M-47 zwar gebraucht, dafür aber sehr günstig und teilweise sogar umsonst bezogen werden.

Die Bewertung des M-47 „ Patton“  für die Bundeswehr ist heute sehr schwierig. Die Bewertungen reichen von bereits veraltet, über nicht den Vorstellungen der Bundeswehr entsprechend bis hin zu für damalige Verhältnisse vollkommen ausreichend. Am deutlichsten werden wohl die Eigenschaften des M-47, wenn man ihn mit dem in der Wehrmacht eingesetzten Panther vergleicht. Diese Vergleiche wurden auch immer wieder durch die ehemaligen Panzermänner der Wehrmacht gemacht, die nun in der Bundeswehr Dienst taten.

Der M-47 besaß gegenüber dem Panther ein viel besseres Leistungsgewicht, aufgrund seiner Mehrleistung von 171 PS bei einem um 1,5 Tonnen leichteren Gewicht. Dieses machte ihn in Zusammenarbeit mit seinem modernen Fahrwerk zu einem sehr beweglichen Fahrzeug im Gelände. Leider wurde die hohe Beweglichkeit des M-47 durch seinen enorm hohen Benzinverbrauch von mindestens 700 Litern auf 100 km Straße (im Gelände bis zu 1400 l/100 km!) wieder zunichte gemacht. Dieses beschränkte seinen Fahrbereich auf 125 km, wobei sich dieser bei Geländefahrten auf bis zu 50 km verringerte. Hier sah der Panther mit seinem Verbrauch von 450 Litern auf 100 km Straße deutlich besser aus. Er hatte somit einen Fahrbereich von 240 km, bzw. 160 km im Gelände. Insbesondere, wenn man die Forderungen an die Panzertruppe im Atomkrieg bedenkt, wird schnell deutlich, wie wenig der M-47 für die bewegliche Gefechtsführung, mit einem ständigen Sammeln und wieder Verteilen der Kräfte geeignet war. Im Bezug auf die Panzerung, war der M-47 mit seinen massiven und abgerundeten Formen gegenüber dem Panther deutlich im Vorteil. Auch die Bewaffnung übertraf mit 90 mm die 76 mm des Panthers und die Bordkanone galt als sehr treffsicher. Insgesamt war der M-47 gegenüber dem Panther deutlich einfacher in der Wartung und Bedienung. Somit dürfte der Vergleich zwischen Panther und M47 „Patton“ sehr wahrscheinlich mit einem Unentschieden enden.

Trotzdem war der M-47 kein gelungener Entwurf, sondern doch eher ein Notbefehl. Die fünf Mann Besatzung, welche man noch vom M-26 übernommen hatte, hatte sich längst als überflüssig erwiesen und war 1951 schon nicht mehr zeitgemäß. Der erstmalig in einem Panzer eingebaute optische Entfernungsmesser war dem rauhen Panzerbetrieb häufig nicht gewachsen, und erforderte aufgrund seiner komplizierten Bedienung sehr viel Übung beim Richtschützen. Des weiteren ließ die Zuverlässigkeit des M-47 viel zu wünschen übrig, womit viele der Panzer noch nicht mal ihren zu kleinen Fahrbereich ganz ausschöpfen konnten. Die Probleme waren hierbei in der Hauptsache: die Bordelektrik, die Zündanlage, der Vergaser und die Ölkühler. Die häufigen Ausfälle der Panzer führten zu einem weiteren Problem, nämlich dem Mangel an Ersatzteilen.

Die angespannte Ersatzteillage bei den amerikanischen Panzern bildete auch den Hintergrund für die spektakuläre Verhaftung des Henschel Generaldirektors Goergen. Goergen sollte dabei bei manipulierten Rechnungen von Ersatzteilen für den M-47, 400.000 DM unterschlagen haben und wurde daraufhin verhaftet. Nachdem er während der Haft schwer erkrankte, wurde er wieder entlassen und stieg endgültig bei Henschel aus. Dieser Ausstieg wurde vom BMVg zur Bedingung gemacht, falls Henschel weitere Aufträge von der Bundeswehr erhalten wollte. Die Ermittlungen gegen Goergen dauerten noch weiter an, bis dieser schließlich 1975 rehabilitiert wurde. Der Fall Goergen soll hier nur stellvertretend für die vielen Rüstungsskandale in der Anfangszeit der Bundeswehr stehen.

Bei der Truppe jedoch führte der Mangel an Ersatzteilen zu einer schlechten Einsatzlage der Kampfpanzer. So schreibt General Munzel in einer Übersicht über den Stand der Kampftruppen, dass von den 1028 M-47 gerade mal 66 % einsatzbereit waren, während bei den M-48 A1 70% und bei den M-48 A2 sogar 87 % einsatzbereit waren. Bei der PzBrig 24 in Murnau war die Panzerlage besonders eingeschränkt, hier konnten trotz ausreichendem technischen Personal gerade einmal 53% der M-47 einsatzbereit gehalten werden. Auch hier litt die Ausbildung der Panzermänner aufgrund des fehlenden Großgerätes. Um diesen Notstand an Großgerät zu verringern, wurden von 1956 bis 1960 Übungspanzer auf dem Fahrgestell von Unimog Lastwagen montiert. Jedes PzBtl sollte 17 dieser Übungspanzer für die Ausbildung erhalten. Am 30.09.1959 waren insgesamt 228 dieser Übungspanzer in den Btl vorhanden.

Um die Stehzeit des M-47 zu verlängern wurden 1959 einige kleinere Änderungen vorgenommen. Der Fahrersitz wurde auf die rechte Seite verlegt und der Platz des Funkers entfiel somit ganz. Das Bug-MG welches vorher vom Funker bedient wurde, musste jetzt der Fahrer bedienen. Der frei werdende Platz wurde zur Unterbringung weiterer Munition genutzt. Des weiteren wurde ein verbessertes Turmschwenkwerk der Firma Cadillac eingebaut. Auch die Möglichkeit der Abdichtung des Kampfraumes gegen ABC–Kampfstoffe wurde im Zuge der Umrüstung untersucht, jedoch kam es zu keiner solchen Abdichtung.  Der dringlichste Wunsch, nämlich der Einbau eines Diesel-, bzw. Vielstoffmotors wurde zwar untersucht, jedoch auch nie verwirklicht.

Welche Bedeutung hatte nun der M-47 für die Bundeswehr? Vermutlich die gleiche, wie sie ehemals der Pz I für die Wehrmacht hatte. Der Pz I ermöglichte der Wehrmacht schon sehr früh die modernen Panzertaktiken zu erlernen, ohne dass er einen besonders hohen Kampfwert besaß, wie man in den Feldzügen gegen Polen und Frankreich feststellen musste.

Genau diese Rolle nahm auch der M-47 nunmehr in der Bundeswehr ein. Er eignete sich als günstiger und in ausreichender Zahl vorhandener Ãœbungspanzer, um die Grundfertigkeiten der Panzerbesatzungen zu schulen. Inwiefern er sich im Gefecht als Kampfpanzer bei der Bundeswehr bewährt hätte, konnte zum Glück nie festgestellt werden. Trotz aller Schwierigkeiten blieb der M-47 bis 1967 in der Bundeswehr, während er z.B. 1989 noch von jugoslawischen Kräften in den Bürgerkriegen auf dem Balkan eingesetzt wurde. 

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