Der Kampfpanzer M-48
Nachdem die USA den geringen Kampfwert ihrer bisherigen mittleren KPz im Koreakrieg sehr schnell erkannt hatten, suchte man
nach einem Nachfolger für den M 46. Als Notlösung wurde dazu der M-47 „Patton“ gebaut. Gleichzeitig begann man aber mit der Entwicklung des M-48. Im Oktober 1950 begannen die Entwicklungsarbeiten und bereits
im Dezember 1950 erhielt Chrysler den Auftrag, den Entwurf abzuschließen und sechs Prototypen herzustellen, welche im Dezember 1951 fertig sein mussten und es auch waren. Schon im Jahr darauf begann die Fertigung
des M-48. Somit hatte die Entwicklung von der Formulierung der Forderungen, bis zum Beginn der Serienfertigung gerade einmal etwas über ein Jahr gedauert, was mit Sicherheit eine beachtliche Leistung war. Jedoch
stellt sich die Frage, ob das Ergebnis auch so beachtlich war. Wenn man sich die Entwicklungszeit des Leopard betrachtet, welche sieben Jahre bis zum Bau der ersten Serienmodelle dauerte, so darf doch bezweifelt
werden, dass der M-48 ein ausgereifter Panzer war.
Der M-48 war ebenfalls keine Neuentwicklung sondern auch nur eine Weiterentwicklung der bisherigen amerikanischen Panzerreihe.
Neu waren die komplett in einem Stück gegossene Wanne, welche vom T-43 Prototypen stammte und der ellipsenförmig gegossene Turm, welche zusammen dem M-48 einen größeren Panzerschutz boten. Die Bewaffnung
hingegen wurde vom M-47 übernommen, jedoch musste der Entfernungsmesser nun vom Panzerkommandanten bedient werden. Dieses widersprach aber in aller Deutlichkeit der Aufgabentrennung im Kampfpanzer, wonach der
Richtschütze den Feuerkampf führt, während sich der Kommandant mit der Führung des Panzers oder auch seines Panzerzuges beschäftigen musste. Die Anordnung des Entfernungsmessers auf Höhe des Kommandanten ergab
sich aus der schmalen vorderen Turmform, welche dadurch ballistische Vorteile bot. Des weiteren hatte der Kommandant beim M-48 A1 ein schweres MG zu bedienen, welches sich in einer drehbaren Kommandantenkuppel
befand - eine Einrichtung, die den Kommandanten noch weiter von seiner eigentlichen Aufgabe, der Führung des Panzers ablenkte. Außerdem erhöhte diese MG-Kuppel die Silhouette des M-48 unnötig und verschlechterte
zudem noch den Schutz des Kommandanten, welcher nun in Brusthöhe außerhalb der dicken Turmpanzerung nur durch die leichte Panzerung der MG–Kuppel geschützt wurde. Im allgemeinen Trend der Zeit lag die vier Mann
Besatzung, mit gleichzeitigem Wegfall des Bug-MG`s. Beim Fahrwerk wurden viele Bauteile des M-47 weiter verwendet. Der größte Fehler des M-48 lag allerdings in der Übernahme des Motors und des Getriebes des M-47.
Somit hatte der M-48 natürlich auch denselben Nachteil wie der M-47, seinen viel zu hohen Verbrauch und damit der viel zu geringe Fahrbereich.
Somit stellt sich die Frage, wo denn überhaupt Verbesserungen gegenüber dem M-47 zu finden waren. Im Wesentlichen wurde die
Zuverlässigkeit gegenüber dem M-47 gesteigert. Obwohl der M-48 noch immer laut Vorschrift ein sehr wartungsintensives Fahrzeug war, kam er in Wirklichkeit mit deutlich weniger Wartung aus. Des weiteren besaß er
im Gegensatz zum M-47 ein beachtliches Ausbaupotential, welches auch seine lange Nutzungszeit erklärt.
Im Bezug auf den „Dreiklang“: Feuerkraft und Beweglichkeit vor Panzerung, entsprach der M-48 A1 genau so wenig wie der
M-47 den deutschen Forderungen an einen KPz. Er war für deutsche Verhältnisse zu schwer und zu groß, hierbei erwies sich insbesondere die Breite von 3,63 m beim Eisenbahntransport als ein Hindernis.
Der KPz M-48 in der Bundeswehr
Weil der Gesamtbedarf an Kampfpanzern 1956 auf ca. 3000 KPz geschätzt wurde, jedoch nur 1100 M-47 verfügbar waren, welche
zudem schon zu diesem Zeitpunkt veraltet waren, blieb immer noch die Frage, welcher Panzertyp diese Lücke bis zum Erscheinen des neuen Standardpanzers (Leopard) füllen sollte. Zwei Panzertypen fielen dabei in die
engere Wahl, der britische Centurion und der Nachfolger des M-47, der amerikanische M-48. Am 23.03.1957 fiel - nach einer sehr ausführlichen Vergleichserprobung dieser beiden Kampfpanzer - die Wahl auf den M-48
„Patton II“.
Die Bundeswehr beschaffte insgesamt 203 M-48 A1, welche schon ab 1957 an die PzBtl übergeben wurden. Im Frühjahr 1958 konnte
daher schon die komplette 5. Panzerdivision mit dem M-48 A1 ausgerüstet werden.
Um die doch sehr mangelhafte Reichweite der M-48 KPz zu steigern, wurde ab 1955 mit dem Bau des M-48 A2 begonnen, welcher im
Wesentlichen einen neuen Motor bekam. Mit diesem neuen Einspritzmotor konnte der Verbrauch von 1400 l / 100 km auf 1200 l/100 km im Gelände gesenkt werden. Gleichzeitig wurde das Tankvolumen von 757 Liter auf 1230
Liter erhöht. Dies bedeutete immerhin eine Verdopplung der Reichweite im Gelände, wenngleich diese noch immer zu gering war. Der neue Einspritzmotor war aber auch gleichzeitig ein Problem des M-48 A2, weil
er als Ersatzteil nur sehr unzureichend von den USA geliefert werden konnte. Im Oktober 1959 war von einer Lieferzeit zwischen 6 und 15 Monaten die Rede. Vom M-48 A2 beschaffte die Bundeswehr insgesamt 1001 Stück.
Die nächste Version war der M-48 A2 C, welcher einen neuen und leichter zu bedienenden Entfernungsmesser bekam. Auch diesen
beschaffte die Bundeswehr in einer Stückzahl von 462 Einheiten. Insgesamt besaß die Bundeswehr somit 1666 M-48 in drei verschiedenen Versionen. Sie bildeten bis zur Einführung des Leopard das Rückgrad der
Panzertruppe.
Auch nach der Einführung des Leopard 1 und 2 wurde auf die M48 nicht verzichtet. Zwischen 1978 und 1980 erfolgte die letzte
Kampfwertsteigerung von 650 M-48 auf den M-48 A2 GA 2. Dabei würde die gleiche 105 mm Kanone, nämlich die BK L7A3, die auch im Leopard 1 eingebaut wurde, eingebaut. Des weiteren wurde die unnötige Kommandanten
Kuppel mit dem MG durch die neue Kommandanten Kuppel des Leopards 1 ersetzt. Alle M48 A2 GA2 erhielten ein BIV (Bildverstärker) Fahrgerät und konnten mit dem passiven Ziel und Beobachtungsgerät PZB 200
ausgerüstet werden. Die letzten M-48 A2 GA 2 wurden erst in den Jahren 1992 und 1993 im Rahmen der KSE - Bestimmungen außer Dienst gestellt. Somit blieb der M-48 insgesamt 36 Jahre bei der Bundeswehr, eine
beachtliche Zeit, wenn man an die vielen Abweichungen von den deutschen Forderungen denkt. Folglich wurde die deutsche Panzertruppe lange durch den Einsatz von amerikanischem Material geprägt.
In den USA wurde der M-48 weiter zum M-60 ausgebaut. Interessant ist dabei ein Ausspruch des damaligen Majors von Senger und
Etterlin:
„So stehen wir vor der bemerkenswerten Tatsache, dass der Panzerbau für die Vereinigten Staaten an einer gewissen Schwelle
angelangt ist, die nicht mehr überschritten werden kann. Es sind offenbar die optimalen Lösungen gefunden worden, und es lohnt sich für die USA nicht mehr, einen vollkommen neuen Typ zu entwickeln.“
Noch heute ist der M-60 in den USA oder auch Israel und der M-48 in vielen kleineren Ländern aktiv.
|