Rahmenbedingungen
Die Geburtsstunde der Panzertruppe schlug im Ersten Weltkrieg. Die Schlachten des I. Weltkrieges auf dem westlichen
Kriegsschauplatz waren geprägt durch moderne Waffen wie Artillerie mit Sprenggranaten, Kampfgas, Flammenwerfer, Handgranaten und vor allem Maschinengewehre. Die Schlachtentscheidung wurde wie im 19. Jahrhundert
noch im massierten Infanteriesturmangriff gegen einen mit diesen Waffen ausgerüsteten Gegner gesucht. Die Angriffe blieben jedoch regelmäßig unter hohen Verlusten im vernichtenden Feuer der modernen Waffen
liegen. Es entstand ein Stellungskrieg, in dem es für den jeweiligen Angreifer keine Möglichkeit des schlachtentscheidenden Durchbruchs gab.
Infanteriewaffen
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges war fast jede Armee - mit Ausnahme der Franzosen und Japaner, die
Hotchkiss-Schnellfeuerwaffen benutzten - mit dem Maxim-Maschinengewehr ausgerüstet.
Die Waffe wurde 1908 von der deutschen Armee übernommen und 1915 modifiziert. Die offizielle Bezeichnung lautete
7,92-mm-sMG08. Im Gefecht erwies es sich als genau und zuverlässig, es war nur sehr schwer (Lafette mit wassergekühltem Lauf über 64 Kg) und wurde mit 250-Schuß Gurten bedient.
Der Stellungskrieg
Als im Oktober 1914 die Bewegungsoperationen im Stellungskrieg erstarrten und schließlich eine
einzige, tiefgestaffelte Feldbefestigungslinie von der Nordsee quer durch Nordfrankreich und Belgien bis zu den Alpen entstand, war keine Seite in der Lage, die Stellungen des Feindes zu
durchbrechen um dann in einem neuen Bewegungskrieg die endgültige Entscheidung herbeizuführen.
Es wurde immer wieder versucht die Stellungssysteme zu durchbrechen, was aber nie in ausreichender Tiefe gelang.
Die "Erfindung" des Tanks
Als sich die Fronten unverrückbar festgelaufen hatten und die Maschinengewehre jeden Beginn
eines Bewegungsgefechtes unmöglich machten, trat die Notwendigkeit zutage, ein Instrument zu schaffen, das beweglich, gepanzert, stark bewaffnet und den Maschinengewehren überlegen ist.
Der britische Pionier-Oberst Philip Swinton und der Major J.F.C. Fuller entwerfen Ende 1915 den
"Maschinengewehrfresser". Im Dezember 1915 wird der Panzer "Little Willie" erprobt, dem bald der Prototyp "Big Willie" folgte.
Die Franzosen hatten unter Leitung des Oberstleutnants Estinne im geheimen gleichfalls Kampfwagen entwickelt.
Franzosen und Engländer bauten von den meisten Tanktypen eine "männliche" Version -
bestückt mit Kanonen und Maschinengewehren - sowie eine "weibliche", die nur mit Maschinengewehren ausgerüstet war.
Die Panzer der damaligen Zeit waren nicht leicht zu fahren, meist benötigten sie eine große Besatzung.
Der Begriff "Tank", beruht auf den Namen einer Abteilung im britischen Ministerium, was sich zur
Geheimhaltung dieser neuen Waffe offiziell mit dem Bau von beweglichen Wasserbehältern für die Wüsten von Mesopotamien (dem heutigen Irak) beschäftigte. Der Name blieb und so heißen
die schweren gepanzerten Fahrzeuge im Englischen noch heute "Tanks".
Alliierte Tanks
Grund
Als der Bewegungskrieg zum Stellungskrieg erstarrte war es für keine Seite mehr möglich in die
Stellungen des Feindes einzubrechen und Entscheidungen herbeizuführen.
Typen
Britischer Tank Mark I
Der Mark I, war der erster in Serie gebauter Kampfpanzer in der Militärgeschichte. Natürlich
hatte man mit diesem nur wenig Freude, da er noch sehr unzuverlässig und anfällig war. Da die Panzerung vor allem auf dem Dach noch sehr dünn war wurde eine Holz - Draht -Konstruktion
auf das Dach aufgesetzt um zu verhindern, dass feindliche Infanteristen Granaten darauf warfen.
Britischer Mark IV
Der Mark IV unterschied sich von Mark I in erster Linie durch Panzerung und Bewaffnung. Der Motor blieb
unverändert, allerdings wurde der Tank vergrößert und außen angebracht Da die deutsche
K-Patrone mit Wolframkern die Panzerung von Mark I und II durchschlagen konnte wurde die Panzerung des Mark IV diesen Bedingungen angepasst. Die ersten Exemplare wurden im April
des Jahre 1917 in Frankreich eingesetzt.
Britische Mark V
Britische Little Willi
Der Französische Schneider CA I
Im Jahr 1915 vom der Firma Schneider, der damals größten französischen Waffenschmiede
entwickelt sollte dieser Panzer als eigene Entwicklung seinen Dienst im französischen Heer tun. Doch dieser Panzer war untermotorisiert, zu schwer und hatte viel zu schmale Ketten. Der
Benzintank war oben angebracht um die Benzinpumpe weglassen zu können, was jedoch diesen Panzer sehr feuergefährdet hat. So galt der CA-1 unter französischen Soldaten als "rollendes
Krematorium". Die 75 mm Schnellfeuerkanone hatte nur einen sehr begrenzten Feuerbereich, da sie in einer Schießscharte rechts vom Fahrer untergebracht war.
Der Schneider-Kampfwagen hatte einen spitzen, bootsförmigen Bug mit einem Ausleger, der
Drahtverhaue durchtrennen oder plattdrücken sollte.
Dem CA-1 sollten einige Weiterentwicklungen folgen, der CA-2 und der CA-3. Beide sollten
stärker sein, wurden jedoch nicht bis auf einige Prototypen gebaut.
Der Französische St. Charmond
Der St. Chamond, benannt nach der Stadt in der er gebaut wurde war genau wie der Schneider
CA-1 für sein Gewicht völlig untermotorisiert und verfügte ebenfalls über zu schmale Ketten. Dies mache ihn zu einem unzuverlässigen Tank, der durch diese Mängel öfter im Gelände
stecken blieb. Einzig der Antrieb war seiner Zeit voraus, so wurde jede Kette von einem Elektro- Motor angetrieben, die Leistungsabgabe wurde über einen Regelwiderstand gesteuert.
Französische Renault FT17
Der Renault FT 17, von dem Konstrukteur Jean-Baptiste Estienne entwickelt, verfügte als erster
Panzer über einen drehbaren Turm und einer selbsttragenden Karosserie. Das Ergebnis war ein leichter Panzer von nur 7 Tonnen Kampfgewicht, der trotz des schwachen 35 PS Renault Motors
immerhin bis zu 10 Km/h erreichte. Die Besatzung bestand aus nur 2 Mann. Der FT 17 hatte lediglich eine Reichweite von 40 Kilometern.
Einsatz der Alliierten Tanks
Der erste Tank-Einsatz Flers/Somme 1916
Am 15. September erhielt das bisher streng geheim gehaltene neue Kampfmittel des britischen
Heeres seine Feuertaufe in der Somme-Schlacht. Von den 49 Tanks der "Schweren Sektion" der 4. britischen Armee gelangten nur 32 Tanks in ihre Sturmausgangsstellungen bei Flers. Der erste
britische Tankangriff erfolgte in ungeeignetem Trichtergelände an der Somme mit den 32 Tanks auf 25 Kilometer Breite. Sieben Tanks blieben schon im Trichtervorfeld stecken, drei hatten
Motorpanne, zwei wurden durch deutsche Infanterie durch Handgranaten vernichtet, fünf von der deutschen Artillerie abgeschossen, und dreizehn kehrten zurück.
Der erste Generalstabsoffizier des "Royal Tank Corps" J.F.C. Fuller berichtet über diesen
Kampfwageneinsatz: "Wegen technischer Defekte und aufgrund des unwegsamen, zerschossenen und durchwühlten Schlachtgeländes gelangten nur wenige Tanks zu wirksamen Einsatz.“
Tank-Einsatz bei Cambrai 1917
Bis Ende 1916 waren vier Tank-Bataillone gebildet worden. Die bisherige "Schwere Sektion"
wurde zum "Royal Tank Corps" unter Führung von Oberst Elles. Am 20. November 1917 setzten die Briten, die aus ihren Fehlern gelernt hatten, erstmalig bei Cambrai das neue Tank Corps von
drei Brigaden zu je drei Bataillonen - im ganzen 496 Tanks - ein. Vorausgegangen waren eine genaue Erkundung des Kampfgeländes. Zu diesem Zwecke wurde in jeder Tankkompanie die
Stelle eines "Tankerkundungsoffiziers" geschaffen und hatte sich seitdem bewährt. Der Angriff der Tanks - ohne vorheriges Trommelfeuer ( d.h. kein zerstörtes Gelände mit großen Trichtern)
- war ein voller Erfolg.
Das deutsche Stellungssystem wurde auf 16 Kilometer Breite und 8 Kilometer Tiefe aufgerissen,
8000 deutsche Soldaten mußten in die Gefangenschaft gehen und ca. 100 Geschütze wurden erbeutet. Der entscheidende Durchbruch gelang nur deswegen nicht, weil die Infanterie die den
Tanks folgen sollte durch deutsche Widerstandsnester aufgehalten wurde und die Engländer keine notwendigen Reserven hatten. Die Durchschlagskraft der neuen Tankwaffe war jedoch bewiesen.
Soissons / Chateau-Thierry 18. Juli 1918
Am 18.07.1918 begann der Gegenangriff der Alliierten gegen die von der eigenen verlustreichen
Offensive erschöpften deutschen Armeen. Zwischen Soissons und Chateau-Thierry auf einer Frontbreite von 40 Kilometern rollten 600 Tanks mit sie begleitender Infanterie vor. Wie bei
Cambrai, so kam auch dieser Vorstoß für die deutschen Truppen überraschend. Die deutsche Infanterie fühlte sich ohne Tankabwehrwaffen hilflos und verlor die Nerven. Einzelne Tanks
stießen bis auf Stabsquartiere und Trosse vor. Die gesamte Aktion war im Sinne der Verwendung von Tanks - auf Plötzlichkeit, Schnelligkeit und damit auf Überraschung eingestellt.
Künstlicher Nebel, Artillerie, Tanks, Infanterie und Flieger wurden in einer großen Operation zusammengefasst, die die deutsche 9. und 7. Armee an den Rand der Niederlage brachte.
Villers - Bretonneaux 08. August 1918
Am 08.August 1918 traf die 2. deutsche Armee bei Amiens ein neuer schwerer Schlag.
Massierte alliierte Tankkverbände überwanden auf einer Frontbreite von 30 Kilometern bei Nebel die deutschen Infanteriestellungen und standen etwa eine halbe Stunde nach Angriffsbegin in
den deutschen Batteriestellungen, deren Geschütze kaum zum Schuß kamen. Ein deutscher Bericht bemerkt hierzu: "Ungeordnete Haufen deutscher Soldaten gehen durch die Artillerielinie
zurück. Panischer Schrecken vor den Tanks und Kampfüberdruß lassen sie aus den Händen ihrer Offiziere gleiten.....Ein Unglückstag, ein schwarzer Tag....."
Deutsche Tanks
Grund
Lange hatte die deutsche Führung sich geweigert selbst Panzer zu entwickeln und lieber auf die
Panzerabwehr gesetzt. Aber mit den Erfolgen der gegnerischen Tanks gelangte man zu der Überzeugung selbst Panzer entwickeln zu müssen. Erschwert wurde dieses Vorhaben allerdings
durch die Lage des Krieges und die Rohstoffknappheit, vor allem Stahl und Kohle, wodurch die Entwicklung und Fertigung erheblich behindert wurde
Typen
A7V
Die Entwicklung des A7V erfolgte als Reaktion auf den ersten britischen "Tank-Einsatz" an 15.
September 1916 bei Flers. Ende 1916 wurde die Abteilung A7V des Kriegsministeriums mit der Entwicklung und Konstruktion eines Kampfwagens beauftragt.
Der Bau verzögerte sich, da die anfangs untergeordnete Dringlichkeitsstufe im
Rüstungsprogramm und kriegsbedingte Material und Produktionsschwierigkeiten den Bau behinderten. Erst nach dem ersten Masseneinsatz britischer Tanks im November 1917 wurde die Entwicklung zügig vorangetrieben.
Parallel dazu wurde die weitere Aufstellung von Abteilungen mit Beute-Tanks beschleunigt.
Gewicht
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30 t
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Gefechtsgewicht
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35 t
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Länge/Breite/Höhe
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7,35 m/3,05 m/3,04 m
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Techn. Daten
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2 x 100 PS
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10 Km/h
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Fahrbereich
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35 km
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Besatzung
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18 Mann
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Bewaffnung
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eine 5,7 cm Kanone
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6 x 7,92mm MG08/15
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Einsätze des A7V
St.Quentin 21.03.1918
Am 21.03.1918 wurde sie unter Führung von Hauptmann Greiff bei St. Quentin eingesetzt. Von
fünf Panzern fiel einer vorzeitig und zwei kurz nach Angriffsbeginn aus. Die beiden übrigen, Wagen 501 und 506, griffen wirksam in den Kampf ein.
Villers-Bretonneux 24.04.1918
Am 24.April 1918 wurden alle drei A7V-Abteilungen bei gegen das Landstädtchen
Villers-Bretonneux eingesetzt. Die Geländeverhältnisse waren ausgezeichnet: Trockene Äcker und Wiesen, keine Hindernisse, kaum Gräben, vereinzelte Granattrichter.
Insgesamt kann der Angriff als erfolgreich bezeichnet werden. Allerdings zeigte sich, dass das
Gerät den Beanspruchungen in keiner Weise gewachsen war und viele Panzer schon vor dem Gefecht oder mitten drin durch Motor-, Bremsen- und andere Schäden ausfielen. Meistens
wurden diese Schäden nicht durch den Feind hervorgerufen.
Es folgten im Lauf des Jahres 1918 noch weitere Einsätze der A7V-Sturm-PanzerkraftwagenAbteilungen.
Den letzten A7V-Einsatz fuhr die verstärkte 1. Abteilung am 11.10.1918 bei Iwuy. Der Angriff
der letzten A7V´s, war überaus erfolgreich, ein britischer Einbruch wurde bereinigt. Nach einigen weiteren Verlusten wurden die restlichen A7V-Tanks nach Erbenheim bei Wiesbaden
zurücktransportiert. Dort lösten sich die Abteilungen nach dem 11.11.1918 rasch auf.
Sturm-Panzerkraftwagen-Abteilung (Beute)
Grund
Da sich die Lage an der Front immer mehr zuspitze und die Entwicklung bzw. Fertigung eigener
Panzertypen nicht wie benötigt voran kam ging man dazu über auch Beutefahrzeuge umzurüsten und einzusetzen.
Typen
Die Beute-Tank-Abteilungen wurden fast nur mit britischen Mark IV ausgestattet. Die Anzahl
der instandgesetzten und einsatzbereiten Tanks wird mit ca.75 angegeben.
Leichte Tanks wie der britische Whyppet oder der französische Renault F.T.17 wurden seltener
erbeutet, da diese von alliierter Seite relativ einfach zu bergen waren. Sie spielten in den Beute-Tank-Abteilungen nur eine geringe Rolle.
Am 08.03.1918 begann die Aufstellung der ersten Beute-Tank-Abteilung, der
Sturm-Panzerkraftwagen-Abteilung 11 (Beute). Es wurden noch die Beute-Tank-Abteilungen 12, 13, 14, 15 und 16 aufgestellt. Bis zum Kriegsende waren alle Beute-Tank-Abteilungen mit je fünf Tanks ausgestattet.
Einsätze der Beute-Tank-Abteilungen
Die Kampfwagenabteilung 1 (A7V) wurde mit einer Beute-Tank-Abteilung im Rahmen der
Frühjahrsoffesive 1918 je einer Infanteriedivision unterstellt und sollten den Widerstand feindlicher Infanterie in den Gräben und Verteidigungspunkten überwinden. Ohne jede Erfahrung
und Richtlinien zur taktischen Verwendung wurden die Kampfwagen zum Einsatz gebracht, der Erfolg blieb gering. Trotzdem gelang es, den Feind zu überraschen und mit der Infanterie eine
große Anzahl Gefangene einzubringen.
Schlussbetrachtung
Mit den Tanks betrat eine neue Waffe die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges. Erdacht und
erbaut, um die tiefgestaffelten Feldbefestigungslinien aus Stacheldrahtverhauen, Grabensystemen und Artilleriestellungen der Westfront zu durchbrechen. Am Anfang des Jahres
1917, von den Briten und Franzosen nur in kleinen Gruppen eingesetzt, zeigten die ersten Einsätze der Tanks nur geringe Erfolge. Aus diesen Einsätzen ließen sich jedoch Grundsätze für
weitere Tankeinsätze ableiten:
- Die Stärke der Panzer liegt in ihrer Kombination von Panzerschutz, Feuerkraft, Beweglichkeit
- Panzer - in großen Mengen eingesetzt - sind in der Lage, Stellungssysteme zu durchbrechen.
- Panzereinsätze setzen ein tanktaugliches Gelände, genaue Erkundung, ausreichenden Nachschub und Instandsetzungsmöglichkeiten voraus
Neben den vielen technischen Problemen stellte die Führungsfähigkeit und das Zusammenwirken
der einzelnen Truppengattungen ein großes Problem dar. So wurden die Panzer die ohne eine Infanteriebegleitung in die Tiefenzonen eingebrochen waren, bald Opfer der Verteidiger. Sie
konnten erobertes Gelände weder halten noch alleine in die Tiefe vorstoßen.
Gegen Ende des Krieges standen ca. 4500 britische und französische Tanks knapp 100
deutschen Tanks (ca. 20 A7V,75 Beute-Tanks) gegenüber.
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